Geniale Kuriositäten

Ein neuer Tatort ist immer so eine Sache. Der typische Tatort-Kauz ist ja allem Neuem gegenüber erst mal kritisch. Entsprechend schwer hat es das Sonntag-Abendliche Küken sich in sein Herz zu spielen. So haben mit Sicherheit ein Großteil der Tatortstammschauer gestern regelrecht vor Vorfreude zitternd auf den ersten Fauxpas gewartet.

Dieser bahnte sich doch in Person der neuen Kommissarin auch langsam aber sicher an. Etwas zu laut, zu grell und zu gut gelaunt kam die doch daher. Hoffnung machte hingegen gleich der dem Tatortschauenden Kauz sehr ähnlich gewordene Kommissaren-Kauz in Person von Joachim Król.

 Während der Kauz vor dem Fernseher am Anfang vielleicht noch schwankte aber nicht fiel, kam es relativ bald zum Höhepunkt, die ihn in ein klares Gleichgwicht brachte und den Tatort zum möglichen neuen Liebling emporschießen ließ :Die Schimpftirade von Joachim Król auf seine „neue“ Kollegin. Wie als hätte er sich in den Betrachter von außen hineingesetzt, vermießte er Nina Kunzendorf ihre gute Laune und zwar in einer Art, die irgendwie zugleich asozial und einfach nur grandios herrlich war.

Überhaupt: Was die Sprüche im Film angeht, hat der Tatort gleich mal neue Maßstäbe gesetzt. Król haute einen nach dem anderen raus. Für einen ersten Tatort gefiel auch die Mischung aus einem spannenden Fall und viel Charaktereigenschaften der neuen Kommissare, die aber gleichzeitig sehr viel offen ließen für die nächsten Folgen. Man freut sich darauf mehr, vor allem über Król, zu erfahren.

Zum Fall: Was gibt es schöneres als einen brillianten Psychopaten, der sogleich die ganze Familie zu Psycho-Opfern macht. Wobei vielleicht einer der wenigen Kritikpunkte: Man hätte gerne mehr darüber erfahren, warum der Psycho so ein Psycho ist. Herrlich natürlich die Szene, in der er seinen Sohn auffordert auch der nicht existenten Mutter essen zu geben. Fast noch herrlicher die Mieze-Mieze-Rufe in der Wohnung der Postbotin. Ein Psychopat der mit einer Katze spielt, super lustig und unheimlich zu gleich.

Unheimlich? Trifft es ganz gut. Auch die Thriller-Elemente sorgten für außergewöhnlich viel Hektik auf dem sonst so gemütlichen Sonntagssofa. Spannung pur, die sich am Ende allerdings auf einem sehr schmalen Grad bewegte. Eine Messerstecherei im Polizeirevier? Anderseits sehr gut gemacht und wegen der hohen Spannung doch auch realistisch. Schön natürlich das im Endeffekt der nervige Psychologe mehr oder weniger fast komplett schuld am Desaster war. Ein Sonderlob gibt es noch für den gewohnt prolligen Peter Kurth, als Kommissar, der der jungen „Täter/Opfer“-Postbotin eine Sonderbehandlung verabreicht.Dass Król am Ende abgestochen wird, war für eine erste Folge direkt ein dickes Ding.  Das in einem Tatort der Täter gar nicht gefasst wird, ist eigentliche eine Sensation, geht aber auf Grund der vielen anderen Higlights vollkommen unter.

 Also: Wenn bei der nächsten Folge nicht das Kommissare-Händchenhalten aus der Schlusssequenz, sondern Króls Schimpftiraden von Beginn, die Überhand behalten können die Kollegen aus Münster langsam zu bibbern anfangen.

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