Grenzen dicht

Der aufkommende Sommer scheint sich auch auf die Tatortmacher auszuwirken. Im Augenblick wird zumindest ein Knaller nach dem anderen rausgehauen. Nachdem bei der Hessenpremiere vergangene Woche noch die beiden Kommissare im Vordergrund standen, ging es in Bremen um die EU-Außengrenzen.

Während im Anschluss bei Anne Will über die EU-Krise über Griechenland und Portugal diskutiert wurde, wird das teilweise unmenschliche Vorgehen der EU an ihren Außengrenzen medial nicht wirklich betrachtet. Stattdessen wird gerne mal kopfschüttelnd Richtung USA und den in die Höhe schießende Grenzzaun zu Mexiko gezeigt.

Schön also, dass sich der Bremer Tatort dieser dunklen Seite der EU widmet. Auch wenn Kommissarin Lürsen mit ihrer irgendwie nicht zu hunderprozentigen überzeugenden Alt-68er-Einstellung manchmal ein bisschen auf die Nerven geht.

Die Story war auf jeden Fall spannend. Viele Wendungen und bis fast zum Ende war die ganze Kiste zwar einerseits zu durchschauen, anderseits haben aber immer kleine Puzzle-Stücke gefehlt. Die kaltblütigen, karrieresüchtigen Wasserschutzpolizisten waren zwar manchmal ein wenig überspitzt, insgesamt aber überzeugend.

Auch wurde der Beweis getätigt, dass ein Tatort nicht nur dann gut sein kann, wenn die Kommissare ständig etwas lustigen machen. Der Humor kam ihn Bremen eher kurz. Dazu auch nur ein wenig Familiendrama zwischen Lürsen und ihrer aufstrebenden Tochter.

Der Leichenverschleiss war für die für gewöhnlich eher geruhsame Sonntagabendunterhaltung nicht ohne. Allerdings nicht übertrieben, sondern der Fall war eigentlich komplett stimmig und am Ende war das Nachwuchs-Lürsen seiner Mutter doch ähnlicher und ein wenig Menschfreundlich.

Interessant auch, der vorgestellte Überwachungsapperat der EU – vor allem wurde im Krimi die Problematik dieses gut rübergebracht: Irgendwie unheimlich, aber gleichzeitig extrem hilfreich beim Aufklären von Kriminalfällen.

Der einzige Wermutstropfen vielleicht aber in diesem Zusammenhang das Ende. Die ewig besserwissende Lürsen mit ihrem melacholischen: „Wer weiß, wer da noch mit runterschaut?“ und der gleichzeitig endlose Kamera-Aufzieher. Etwas zu platt irgendwie.

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